Geschlechtergerechte Sprache – trotz vieler Möglichkeiten den Überblick behalten

Teilnehmer_innen? Grafik: tomass2015 / fotolia.com
Teilnehmer oder Teilnehmer_innen? Grafik: tomass2015 / fotolia.com

Wie drückt man eigentlich in einem Text aus, dass man Menschen aller Geschlechter anspricht? Bis heute herrscht häufig das sogenannte generische Maskulinum vor. Das bedeutet, dass man nur die männliche Form erwähnt und davon ausgeht, dass damit auch Frauen gemeint sind. Es setzt sich jedoch zunehmend die Ansicht durch, dass man mit der ausschließlichen Benutzung der männlichen Begriffe nicht allen Menschen gerecht wird, an die man sich richtet. Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten, wie man geschlechtergerechte Texte schreiben kann. Immer wieder steht man deshalb vor der Herausforderung, seine Worte so zu wählen, dass man zwei Ziele erreicht: Einerseits soll der Text leicht verständlich und grammatikalisch korrekt sein, andererseits soll sich niemand beim Lesen ausgeschlossen fühlen. Oft fällt die Wahl auf die langen Paarformen.

Was sind lange Paarformen?

Die (vollständige) Paarform oder Doppelnennung ist sehr verbreitet. Dabei nennt man sowohl die weiblichen als auch die männlichen Bezeichnungen.
„Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen frohe Weihnachten und besinnliche Feiertage.”

Diese Paarformen haben allerdings den Nachteil, dass sie sehr lang und umständlich sind. Nicht selten wünscht man sich, die Anzahl der Wörter in einem Text zu reduzieren.

Welche Alternativen zu den langen Paarformen gibt es?

In den letzten Jahren haben sich im deutschen Sprachgebrauch zahlreiche Alternativen zur vollständigen Paarform etabliert. Damit lassen sich in jeder Situation die richtigen Worte finden. Die wichtigsten Schreibweisen werden hier jeweils mit Beispielen vorgestellt:

:: Binnen-I:
Das Binnen-I trifft man heutzutage sehr häufig an. Dabei wird an die männliche Grundform großgeschrieben „Innen” angehängt.
„An alle RaucherInnen hier noch einmal der Hinweis, dass das Rauchen auf dem gesamten Betriebsgelände untersagt ist.

:: Schrägstrich:
Hierbei setzt man zwischen die männliche und die weibliche Form einen Schrägstrich. Diese Variante gibt es mit oder ohne Ergänzungsstrich vor der weiblichen Endung.
„Wir danken noch einmal allen Spender/-innen, die dieses Jahr dazu beigetragen haben, dass wir dem lokalen Kindergarten neues Spielzeug stiften konnten.
„Alle unsere Dozent/innen haben eine professionelle Ausbildung abgeschlossen und nehmen regelmäßig an Fachtagungen teil.”

:: Klammer:
Ähnlich wie beim Schrägstich, allerdings setzt man die weibliche Entsprechung in Klammern.
Alle Fahrer(innen) müssen die gesetzlichen Ruhezeiten einhalten.”

:: Gendergap:
Die weibliche Form wird mit einem Unterstrich abgesetzt. Der Unterstrich soll eine Lücke (englisch: gap) symbolisieren. Der Gedanke dabei ist, dass gezielt auch Menschen angesprochen werden sollen, die sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen.
Wir freuen uns, allen Vegetarier_innen mitteilen zu können, dass unsere Kantine täglich auch ein fleischfreies Gericht anbietet.”

:: Gender-Star oder Gender-Sternchen:
Ähnlich wie beim Gendergap, aber mit einem Sternchen, beziehungsweise einem Asterisk.
In unseren Schreibkursen helfen wir den Teilnehmer*innen, die richtigen Worte zu Papier zu bringen.”

:: Geschlechtsneutrale Wörter:
Oft hat man die Möglichkeit, allgemeine Begriffe zu benutzen, die bereits alle Geschlechter einschließen.
„Wir möchten alle Angestellten darum bitten, den Schreibtisch frei zu halten, um dem Reinigungspersonal das Putzen zu erleichtern.”
„Wir bieten auch attraktive Vergünstigungen für Studierende an.”

Was sagen die offiziellen Rechtschreibregeln dazu?

Aus Sicht des Duden ist man nur dann auf der sicheren Seite, wenn man die vollständige Paarform oder die Schreibweise mit Schräg- und Ergänzungsstrich benutzt. Auch der Rat für deutsche Rechtschreibung legt letztere Variante nahe, betont seinerseits jedoch ausdrücklich, dass die anderen Formen nicht als falsch zu bezeichnen sind.

Welche sonstigen Empfehlungen sollte man beachten?

Manchmal erübrigt sich die Frage, welche Form man benutzt, da die Institution, für die man seine Texte schreiben möchte, bereits über eine entsprechende Regelung verfügt. Viele Universitäten und Stadtverwaltungen haben inzwischen Richtlinien, welche Variante bei interner und externer Kommunikation benutzt werden soll. Wenn die eigene Einrichtung über keinen solchen Leitfaden verfügt, könnte man anregen, einen zu erarbeiten. Unabhängig davon, für welche Option man sich am Ende entscheidet, sollte man bei einer Form bleiben. Wenn man etwa den Gendergap bevorzugt und ein Rundschreiben mit „Liebe Kolleg_innen” beginnt, sollte man auch im Rest des Textes ausschließlich den Gendergap benutzen.

Was lässt sich also zusammenfassend sagen?

Wer geschlechtergerechte Texte schreiben will und dabei so nah wie möglich an der amtlichen Auslegung der deutschen Rechtschreibung bleiben möchte, ist mit der langen Paarform oder der Benutzung von Schräg- und Ergänzungsstrich am besten beraten. Abhängig davon, für welches Zielpublikum man schreibt, kann jedoch auch eine der anderen Formen eine gute Alternative sein.

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