Was ist eigentlich … der Goldene Schnitt?

Der Goldene Schnitt in der Fotografie. Foto: Roland Geyer
Der Goldene Schnitt in der Fotografie. Foto: Roland Geyer

Um eine Grafik, ein Foto oder eine Webseite ansprechend zu gestalten, gibt es vielerlei Hilfsmittel – eines davon ist die Anwendung des Goldenen Schnitts.

Was ist ein Goldener Schnitt?

Im Lateinischen sectio aurea oder proportio divina genannt, beschreibt der Goldene Schnitt ein mathematisches Proportionsgesetz, das einen harmonischen Grafik- und Bildaufbau unterstützt. Das dafür festgelegte Teilungsverhältnis von 3:5 kommt häufig in der Natur vor. Man geht davon aus, dass es  deshalb das menschliche Auge besonders anspricht.

Das Proportionsgesetz  ist bereits Tausende Jahre alt. Es fand schon in den Epochen der Antike, später auch in der Archiktektur der Romantik und der Gotik Anwendung. Die im 15. und 16. ahrhundert als „göttliche Proportion“ bezeichnete Strecken- oder Flächenteilung ist noch heute an Bauten wie dem Palazzo Vecchia in Florenz, dem alten Rathaus in Leipzig, dem Panthenon und der Kathedrale Notre-Dame-de-Chartres in Paris zu erkennen.

Ein kleiner Ausflug in die Geometrie

Im Teilungsverhältnis 3:5 verhält sich der kleinere Teil einer Fläche oder einer Strecke genauso zum größeren Teil, wie sich dieser größere Teil zur gesamten Fläche oder Strecke verhält. Diese asymmetrische Flächen- oder Streckenteilung kann entweder nach oben oder unten, links oder rechts erfolgen. Prozentual ergibt sich hierbei bei insgesamt 100 Prozent Strecke ein Anteil der großen Strecke von ca. 61,8 Prozent und ca. 38,2 Prozent der kleinen Strecke. Mathematisch beschreibt weiterhin die Zahl „Phi“ (ϕ) die gewünschte Proportion. Diese unnatürliche Zahl ist über die Formel ϕ = 1,618… = a/b = (a+b)/a definiert.

Goldener Schnitt

Die „göttliche Proportion“

Auch in der Natur begegnet uns  das Proportionsgesetz, wenn auch meist unbewusst. Zwar kommen in der Natur perfekte Symmetrien kaum vor, dennoch lässt sich das asymmetrische Teilungsverhältnis bei vielen Pflanzen in der Anordnung der Blätter erkennen.  Zu diesen Pflanzen gehören die Rose, die Agave,  einige  Palmen- oder Yuccaarten und die Sonnenblume. Auch in den menschlichen Proportionen findet sich das Teilungsverhältnis wider. Betrachtet man  die gesamte Körpergröße eines Menschen, lässt sie eine Teilung im Verhältnis 3:5 erkennen: Der untere Körperbereich bildet den großen, der obere Körperbereich den kleinen Teil dieses Verhältnisses ab.  Die erdachte Trennlinie verläuft durch den Bauchnabel. In der Mode wird diese „perfekte Proportion“ häufig durch Gürtel hervorgehoben. Auch Buchgestalter und -hersteller nutzen noch heute den Goldenen Schnitt, wenn sie den Satzspiegel für ein Buch festlegen.

Selbst moderne Webseiten, Blogs und Webshops wenden das Proportionsgesetz an, um die Aufmerksamkeit der Nutzer gezielt auf wesentliche  Elemente oder Bereiche einer Seite zu lenken. Gestalter nutzen dafür die „Drittel-Regel“:  Eine Seite wird in neun gleichgroße Teile unterteilt. Dazu ordnet man  je zwei gleich weit voneinander und auch vom Rand entfernt liegende Linien sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung an. Um die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken, sollten sich die wichtigsten Details auf dem so entstandenen Raster befinden.

Der Goldenen Schnitt und seine Anwendung ist auch Thema in unserem  Grundkurs Grafik und Gestaltung. Wir freuen uns über Ihren Besuch!

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