In den letzten Jahren hat sich die zweifelhafte Sitte eingebürgert, im gesprochenen Wort den Inhalt des Gesagten durch mit den Händen angedeuteten „Gänsefüßchen“ zu relativieren. Ähnlich gebraucht wie „Ich sag‘ mal…“ dienen diese als Rückversicherung für das Gesagte, als ob es keine anderen sprachlichen Mittel gäbe, seine Unsicherheit auszudrücken. „Früher“ ging das ja auch!
Anführungszeichen haben im schriftlichen Deutsch allerdings sehr wohl eine wichtige und nachvollziehbare Funktion. Das ist das Thema, mit dem wir uns nun ernsthafter als in meiner „Sprachkulturkritik“ im obigen Absatz befassen wollen.
Immer wieder geschieht es, dass auch die Benutzung des Anführungszeichens (wie anderer Satzzeichen) nicht für jeden klar ist. Dabei ist es gar nicht so schwierig, sich auf diesem Gebiet sicher zu bewegen, wenn ein paar Grundregeln beachtet werden.
Grundsätzlich werden diese Zeichen benutzt, um eine direkte Rede zu kennzeichnen, ein wörtliches Zitat oder einen zitierten Titel eines literarischen, wissenschaftlichen oder sonstigen Schriftstücks hervorzuheben. Die Distanzierung von einem Begriff oder eine Ironisierung gehört eher zu den selteneren Fällen, in denen dieses Satzzeichen gebraucht wird. Im Deutschen besagt die Regel außerdem, dass das öffnende Anführungszeichen unten und das schließende oben zu setzen ist. In anderen Sprachen stehen diese verbreitet beide oben.
Direkte Rede und Zitate
„In Hamburg ist immer schlechtes Wetter!“, behauptete der Tourist.
Der damalige Bundespräsident Roman Herzog forderte: „Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen!“
„Ja, mach nur einen Plan, der Plan, der haut nicht hin!“ erklärte Bertolt Brecht in einem Lied.
Die direkte Rede wird hier durch die Gänsefüßchen eingeschlossen. Die Satzzeichen, die zur direkten Rede gehören, stehen dabei innerhalb der Begrenzung. Oft wird diese Regel bei allem Bemühen um korrekte Zeichensetzung missachtet.
Überschriften und Titel veröffentlichter Werke
Ähnlich wie das Zitat werden die Titel von Büchern oder Zeitungsartikeln mit Hilfe des Anführungszeichens hervorgehoben.
„Das Glasperlenspiel“ ist eines von Hermann Hesses bekanntesten Werken.
„Sondierungsgespräche beginnen nächste Woche“ titelte die Zeit zwei Wochen nach der Bundestagswahl.
Sprichwörter oder andere Äußerungen, zu denen man eine Meinung äußern will
Das Sprichwort „Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!“ stimmt heute leider all zu oft nicht mehr.
Sein ewiges „Ich will das nicht!“ und „Ich kann das nicht!“ fällt mir auf die Nerven.
Gänsefüßchen in wissenschaftlichen Texten
Das besondere Augenmerk ist gerade bei wissenschaftlichen Texten auf die korrekte Zeichensetzung zu legen. Neben der allgemeinen erhöhten Anforderung an die Eindeutigkeit und Wissenschaftlichkeit kommt hier gehäuft das Phänomen vor, dass innerhalb von Zitaten ein weiteres Zitat auftaucht. Das ist in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung gang und gäbe. Die Verwendung des normalen doppelten Anführungszeichens würde hier regelmäßig den Sinn entstellen. Daher hat man geregelt, dass das Zitat aus anderen Abhandlungen in doppelten Anführungszeichen stehen muss. Sind darin wiederum Zitate angeführt, werden diese in einfache Zeichen gefasst.
Wenn X schreibt, „Der Marxsche Gedanke vom ,tendenziellen Fall der Profitrate‘ hat sich in der heutigen Zeit überlebt.“, irrt er gewaltig. Denn…
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