Die Wendung Krokodilstränen vergießen bedeutet im übertragenen Sinn „Mitleid, Rührung vortäuschen, geheuchelte Tränen weinen“. Sie geht auf mittelalterliche Tierdichtungen und Naturbeschreibungen zurück. Hier wird beschrieben, dass das Krokodil seine menschlichen Opfer beweint, nachdem es diese getötet hat. Einer anderen Vorstellung zufolge weinten Krokodile, um ihre Opfer anzulocken. Tatsächlich haben beide Behauptungen einen wahren Kern: Wenn Krokodile ihre Beute verschlingen, sondern sie eine tränenartige Flüssigkeit ab, da das weite Öffnen des Mauls die hinter dem Augenlid liegenden Drüsen anregt.
Die zweite Beobachtung beruht dagegen auf einem Missverständnis. Es sind nicht die erwachsenen, sondern die frisch geschlüpften Krokodile, die Laute von sich geben, die man als Schreien oder Weinen missverstehen könnte. Deren Mütter, die ihre Jungen aufmerksam bewachen, reagieren bei jeder Annäherung äußerst angriffslustig. Als Redewendung im Sinne von „Mitleid heucheln“ ist Krokodilstränen vergießen seit dem 15. Jahrhundert im Deutschen gebräuchlich.
Illustration: Igor Zakowski | depositphotos
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