Was ist der Unterschied zwischen bunt und farbig?

Der Unterschied zwischen bunt oder farbig. Bild: Tierney / Adobe Stock

Wir freuen uns über lebendige, farbige Sprache, die uns mitnimmt und immer neue Bilder in unserem Kopf erzeugt. Selbst auf die Gefahr hin, dass es manch einem gelegentlich zu bunt wird mit der schnellen Anpassungsfähigkeit und neuen Begrifflichkeiten. Bleiben wir heute einmal bei vermeintlich Altbekanntem: den Adjektiven bunt und farbig und was sie bedeuten – können.

Ganz funktional: die sinnliche Wahrnehmung Farbigkeit

„Farbig“ und „bunt“ beschreiben die Eigenschaft einer von grundsätzlich drei visuellen Wahrnehmbarkeiten, ohne dabei konkret oder spezifisch zu werden. Wieso drei? Rein physiologisch können wir über Augen und Gehirn graduelle Abstufungen dreier Umwelteigenschaften erkennen. Zum einen Helligkeit (hell, dunkel), dann Farbtöne (rot, blau) und schließlich Farbsättigung oder -intensität (leuchtend, blass).

Von dieser Basis aus betrachtet, ist der Bedeutungsunterschied dann folgender: Eine vollkommen gleichmäßige Anregung der Farbrezeptoren im Auge vermittelt für diese anvisierte Stelle die „unbunten“ Farben Weiß bis Grau, je nach Helligkeit. „Farbig“ ist dagegen alles, was zu einem unausgewogenen Reizmuster führt, ganz unabhängig davon, welche der drei Zapfentypen bevorzugt ans Gehirn melden. S-Zapfen reagieren auf Kurzwelliges und berichten: hier Blau bis Violett. L-Zapfen sind für langwelliges Rot zuständig und M-Zapfen sind die Grünrezeptoren für alles zwischen Blau und Orange.  Je intensiver die Farbe, desto „farbiger“ der Sinneseindruck.

Und Buntes?

„Buntes“ ist überwiegend ebenfalls „farbig“, bezieht aber mit ein, dass Objekte mehrere Farben haben können: an verschiedenen Stellen unterschiedliche Töne, inklusive unbunte Bereiche und die Nicht-Farbe „Schwarz“.

Das Gegenteil von „bunt“ ist „unbunt“, wie oben schon erwähnt. Außer „Weiß“ und „Grau“ wird gelegentlich auch „Schwarz“ darunter subsumiert. Wie wir aber gesehen haben, ist dies streng genommen nicht korrekt, denn „Schwarz“ ist schlicht das Fehlen beziehungsweise Schlucken von Licht und steht damit „Weiß“ diametral gegenüber. Absolutes „Schwarz“ ist übrigens wahrscheinlich nur in Schwarzen Löchern zu finden.

Interessanterweise stammt das Wort „bunt“ aus dem Mittelhochdeutschen und bezeichnete schwarz-weiß-geflecktes Vieh, wie es auch heute noch heißt. Den Ursprung vermutet man im lateinischen „punctus“ für gefleckt, gepunktet oder gescheckt.

„Bunt“ scheint sich naturgemäß Ordnung und Gesetzmäßigkeiten zu entziehen: je mehr Verschiedenheit, Ungleichmaß – und Farben, desto bunter.

Wann kann die Unterscheidung nützlich sein?

Hilfreich ist die Differenzierung „bunt“ versus „farbig“ immer dann, wenn Sprache gestalterische Mittel und Konzepte beschreiben möchte. Im schöpferischen Bereich gilt Farbigkeit als gezielt aufeinander abgestimmte Auswahl bestimmter Farben in Ton, Helligkeit und Sättigung. Ein Architekt, Textil- oder Web-Designer beabsichtigt mit seiner definierten Farbkombination meist einen harmonisch wirkenden Gesamteindruck und setzt dazu durchaus auch verschiedene Farbtöne ein. Dies allerdings in Maßen: drei- bis sechsfarbig, selten mehr. Ganz im Gegensatz zu einem ungeordnet wilden, – „bunten“ – Durcheinander, das einerseits viel Lebendigkeit, andererseits auch Unruhe und sogar Dissonanz ausdrücken kann. Bisweilen ebenfalls intendiert.

Auch im allgemeinen Sprachgebrauch unterscheiden wir mehr oder weniger bewusst: Mal bewundern wir bestimmte Farben, dann ist etwas einfarbig getönt, oder dreifarbig gestreift, das ist aber mal ein fröhlich bunter Haufen und zuletzt wird uns etwas dann doch zu bunt.

Und natürlich spielen „bunt“ und „farbig“ auch eine Rolle, wenn Sie eines unserer Seminare zu den Themen „Grafik und Layout“ oder „Webdesign“ absolvieren.

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