Klartext: Einen Eiertanz aufführen

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Einen Eiertanz aufführen – woher stammt es? Bild: deagreez/ stock.adobe.com

Der früher tatsächlich praktizierte Eiertanz war ein Tanz, bei dem die Tänzer mit verbundenen Augen um auf dem Boden liegende Eier tanzten, möglichst ohne diese zu zerbrechen. Dieser Tanz, der möglicherweise ursprünglich als artistische Darbietung zum Repertoire der fahrenden Gaukler gehörte, wird in Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ mehrfach beschrieben. „… sie (Mignon) verweigerte, den Eiertanz zu tanzen…“.

Die Entstehung der umgangssprachlichen Redewendung „einen wahren Eiertanz aufführen“-  im Sinne von „sich winden, um etwas herumdrücken“ – ist wahrscheinlich auf politische Zusammenhänge zurückzuführen. Eine Karikatur aus dem Jahr 1883 zeigt Bismarck unter dem Titel „Politischer Eiertanz“ in der „Frankfurter Latern“, wie er mit gesenktem Blick um Eier mit den Aufschriften „Gesetz“ und „Verfassung“ tanzt. Daraus entwickelte sich die heute übliche Verwendung des Wortes Eiertanz, nämlich sich zwischen zwei gegensätzlichen Dingen oder Personen so geschickt zu bewegen, dass man keinen von beiden verletzt oder beleidigt.

Quelle: Wahrig: Die deutsche Rechtschreibung – Ein umfassendes Nachschlagewerk.

 

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