Effizient und effektiv sind zwei Begriffe, die uns in Wirtschaft und Arbeitswelt fortwährend begegnen. Die Wortgeschwister ähneln sich nicht nur äußerlich, auch ihr Inhalt führt des Öfteren zu Unsicherheit und Verwirrung. Arbeiten Sie nur effektiv oder schon effizient? Weder noch, beides – oder ist es ohnedies das Gleiche?
Hilfesuche bei der Wortherkunft und im Duden
Auf der Suche nach den Wortursprüngen werden wir im Lateinischen fündig: „effectivus“ und „efficiens“ haben dieselbe Bedeutung: „bewirkend“. Also doch! Auch in unserer Universalwaffe Duden taucht unter „effektiv“ auch „effizient“ als Synonym auf, – umgekehrt jedoch nicht! Ein Hinweis auf kleine aber feine Unterschiede? Genauer hingeschaut, scheint sich dies zu bestätigen. Effektiv beinhaltet zusätzlich noch eine zweite Bedeutung: „tatsächlich“, „faktisch“ (Stichwort: effektiver Jahreszins); wogegen „effizient“ auch „wirtschaftlich“ bedeuten kann – und genau hier liegt der Schlüssel. Die Perspektive macht den Unterschied. Mit beiden Wörtern bewerten wir im Business-Kontext ein und denselben Vorgang aus verschiedenen Betrachtungswinkeln: das Ergebnis versus den Weg dorthin.
Effektive Maßnahmen ergreifen
Effektiv verweist immer auf einen Effekt, ein erwünschtes Ziel, eine Wirkung im Vergleich zu einem Ausgangspunkt. Effektiv sind Sie, wenn Sie die richtigen Dinge tun, um ein bestimmtes Ergebnis tatsächlich zu erreichen. Dreh- und Angelpunkt von Effektivität ist die Frage nach der Zielerreichung, ob die anvisierte Wirkung eintritt, ein Unterschied bewirkt werden kann. Dabei kann der Effekt ein Ja-Nein-Ergebnis sein oder ein relatives, je nachdem, was als Ziel definiert wurde. Ja-Nein: Tritt der Erfolg ein? Oder geht es um den Vergleich verschiedener Methoden in Bezug auf das Ausmaß des Erfolges: Welche Maßnahme bringt den größten Effekt?
Zwei Beispiele dazu: Wollen Sie unbedingt auf das gegenüberliegende Ufer eines kleinen Flusses gelangen, sind alle Maßnahmen, die zu diesem Ziel führen, effektiv: die Brücke nehmen, durch den Fluss waten oder hinüberspringen. Auf jemanden warten, der Sie hinüberträgt, ist womöglich völlig ineffektiv, bloßes Hinsetzen ganz sicher. Zur Bekämpfung Ihrer lähmend-pochenden Kopfschmerzen haben Sie unterschiedlich effektive Optionen. Entspannender Melissentee kann sie lindern, besser hilft ein schöner starker Kaffee, den durchschlagendsten Erfolg jedoch erreichen Sie mit einer Schmerztablette. Effektiver Tee, effektiverer Kaffee oder effektivste Tablette?
Effektiv: Das Ziel definieren und die richtigen Dinge tun, egal wie!
Ist das nun effizient?
Effizient dagegen bewertet den Aufwand auf dem Weg zum Ziel. Ein Vorgehen ist wirtschaftlich, wenn es das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen optimiert. Effizient handelt, wer die Dinge richtig tut. Die Fragen nach Effizienz lauten: Welcher Weg ist der direkteste? Wie viele, welche Mittel und Ressourcen sind nötig? Wie viel kostet es? Das ökonomische Prinzip setzt das Ergebnis ins Verhältnis zum Aufwand. Die Flussüberquerung über die entferntere Brücke könnte der effizienteste Weg sein, wenn Sie eine heftige Lungenentzündung als Folge nass gewordener Kleidung berücksichtigen. Denn auch ein Sprung über den Fluss wäre zwar möglich, würde Sie allerdings 3 Wochen in Gips kosten. Auch bei unserem Beispiel Kopfschmerzen ist „Kopfrechnen“ gefragt. Melissentee fällt weg, da Sie keine Zeit haben, auf entspannende Wirkungen zu warten. Kaffee ist immer in der Büroküche verfügbar. Das muss reichen, weil Sie die Tablette erst in der Apotheke besorgen müssten.
Effizient: Die Dinge auf dem Weg zum Ziel richtig tun, Ressourcen clever einsetzen – und hoffentlich auch effektiv, selbst wenn Sie das Ziel womöglich relativieren müssen.
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