Was ist eigentlich … Mastodon?

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Mastodon – eine Alternative zu Twitter und Co?  Foto: Teerasan/stock.adobe.com

Twitter und sein neuer Besitzer Elon Musk bestimmen in den letzten Monaten die Schlagzeilen. Dies schadete dem Unternehmen, half dafür aber einer anderen Plattform an Bekanntheit zu gewinnen. Obwohl Mastodon schon längere Zeit besteht, bekam diese in den letzten Wochen massiven Zuwachs. Doch was genau ist eigentlich Mastodon? Worin unterscheidet es sich von Twitter? Lohnt sich ein Wechsel? Wir stellen Ihnen hier den alternativen Kurznachrichtendienst vor.

Eine weitere Plattform – nur dezentral

Mastodon ist eine Kurznachrichten-Plattform und somit auf den ersten Blick mit Twitter zu vergleichen. Der größte Unterschied der beiden Plattformen ist, dass hinter Mastodon nicht ein großer Konzern steht, sondern ein dezentrales Netz aus vielen verschiedenen Servern. Mastodon basiert außerdem auf einem offenen Protokoll. Der Quellcode ist frei einsehbar. Verschickte Kurznachrichten gehen an einen offenen Personenkreis und heißen Toots, auch Tröts genannt. Auch das von Twitter bekannte Retweeten ist bei Mastodon möglich. Hier nennt es sich Boosten. Die Kurznachrichten können bei Mastodon, neben reinen Textnachrichten, aus Bildern, Videos oder Links bestehen.

Was sind Instanzen oder die Qual der Wahl

Durch die dezentrale Struktur von Mastodon beginnt die Erstellung eines Accounts mit der Qual der Wahl. Es stehen unzählige Server, genannt Instanzen, zur Verfügung, aus denen sich Nutzerinnen und Nutzer ihre neue Heimat wählen können. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Server mit vielen Nutzerinnen und Nutzern wie mastodon.social vermitteln auf den ersten Blick mehr Professionalität, können aber durch die große Menge an Usern auch langsam sein oder bei der Überwachung der Inhalte an die Grenzen ihrer Kapazitäten gelangen. Server, auf denen sich noch wenige Menschen tummeln, haben diese Probleme eventuell noch nicht. Zu Beginn ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich die vielfältige Auswahl anzuschauen. Unter Explore bekommt man außerdem einen Einblick, wer schon unter welchem Server postet. Ein Umzug ist aber auch im Nachhinein noch möglich – inklusive Mitnahme der eigenen Follower und Inhalte. Daher muss diese erste Entscheidung bei der Anmeldung keine endgültige sein.

Suche ohne Algorithmus und Werbung

Einmal angemeldet, beginnt auch schon die Suche nach weiteren Personen und spannenden Inhalten. Hier wird ein weiterer großer Unterschied zu Twitter deutlich. Mastodon basiert auf keinem Algorithmus, der vermeintlich interessante Inhalte oder passende Werbung in den Newsfeed spült. Accounts, denen man bereits folgt, werden chronologisch in der Timeline aufgelistet. Bei der Suche nach neuen Inhalten, muss man sich allerdings etwas mehr Mühe geben, als man es von anderen Social-Media-Plattformen gewohnt ist. Dabei ist es nötig, den Server der zu suchenden Accounts zu kennen und mit einem @ an den Accountnamen in der Suchleiste anzuhängen. Der Vergleich zu E-Mail-Adressen hilft hier weiter. Auch dort muss man immer den E-Mail-Server kennen, um die passende Person zu kontaktieren. Eine gute Empfehlung beim Start auf Mastodon ist es, Hashtags zu folgen, die einen interessieren. Dadurch bekommt man zu diesen Themen neue Beiträge und somit auch neue Accounts angezeigt. Auch hier gibt man z.B. #excel in die Suchleiste ein und folgt dem angezeigten Hashtag. Zudem ist es immer möglich, einen Blick in die föderierte Timeline zu werfen. Aber Achtung: Auch hier folgt der Newsfeed keinem Algorithmus und man bekommt chronologisch alle neuen Tröts aus allen Instanzen aufgelistet. Dies kann schnell überfordern.

Was kostet Mastodon und wer zahlt es?

Kosten gibt es bei Mastodon per se nicht, allerdings werden der Großteil der Server privat betrieben und bitten vereinzelt auch um Spenden. Ist man mit dem eigenen Server zufrieden und will, dass dieser Teil des Mastodon-Netzwerkes bleibt, ist es sicherlich sinnvoll, diesen auch finanziell – soweit möglich – zu unterstützen. Spenden können auch dafür sorgen, dass der Server langfristig professioneller und sicherer betrieben werden kann. Auch dies sollte man im Auge behalten.

Doch was ist mit Privatsphäre und Datenschutz?

Da Mastodon ein Kurznachrichtendienst ist, wird jeder Beitrag erst einmal an einen offenen Personenkreis verschickt. Es ist aber auch möglich, die Reichweite einzuschränken und beispielsweise nur an die eigenen Follower zu tröten. Dies ist beim Verfassen jeder neuen Kurznachricht wählbar. Es gibt auch die Option, Direktnachrichten zu schicken. Hier sollte man sich aber bewusst sein, dass diese über den Server laufen und vom Betreiber theoretisch mitgelesen werden können. An einer Ende-zu-Ende Verschlüsselung wird angeblich noch gearbeitet. Der Datenschutz ist demnach im Moment vom ausgewählten Server abhängig. Das macht Mastodon aktuell zu keiner Plattform, auf der vertrauliche Daten ausgetauscht werden sollten.

Mastodon – und nun?

Mastodon erscheint durch seine Dezentralität revolutionär im Vergleich zu anderen Sozialen Netzwerken, die von großen Konzernen geleitet werden und vorrangig an Gewinnmaximierung und Datensammlungen interessiert sind. Doch letztendlich erinnert Mastodon an das Internet, bevor Unternehmen wie Google oder Facebook aufgestiegen sind: dezentral und etwas holprig im Benutzererlebnis. Zudem besteht die Gefahr, dass die Betreuung der Server durch Privatpersonen schnell an Grenzen stößt. Es wird mit steigender Zahl von Usern immer schwieriger, Verstöße gegen Richtlinien zu bemerken und zu ahnden. Eine interessante Entwicklung dagegen ist die Zunahme von Servern, auf denen sich verifizierte Accounts sammeln. So haben sich alle Bundesbehörden, die einen Account bei Mastodon haben, unter @bund.social versammelt. Dort werden keine Anmeldungen von anderen Accounts akzeptiert. Auch im journalistischen Bereich sammeln sich immer mehr Accounts auf einem Server. Dieser Trend kann langfristig dazu führen, dass Nachrichten, die über Mastodon übermittelt werden, leicht am Server zu verifizieren sind. Auch hier werden Parallelen zum E-Mail-Versand deutlich: Bekommt man beispielsweise eine Mail über den Mail-Server eines bekannten Unternehmens, kann man der Echtheit der Nachricht im Regelfall vertrauen.  Der große Vorteil von Mastodon – und diesen sollte man auf keinen Fall nur als eventuelle Option sehen – ist die Möglichkeit, den Server jederzeit wechseln zu können. Ist man bei Twitter und Co dem dahinterstehenden Unternehmen ausgeliefert, sofern man die Plattform weiterhin nutzen will, sollte man bei Mastodon den Server wechseln, sobald man nicht mehr zufrieden ist. Manchmal braucht es etwas Zeit, den passenden Ort zu finden.

 

Auch wir sind auf Mastodon zu finden. Wir freuen uns, wenn Sie uns unter @pcsakademie@hessen.social folgen.

 

Quellen:
Mastodon – Dezentrale soziale Medien (joinmastodon.org)
Umzug aufs Land | c’t | Heise Magazine
Ausgezwitschert: Mastodon als dezentrale Alternative zu Twitter | heise online
Video: Mastodon statt Twitter | c’t uplink 46.0 | heise online

 

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